Tarifrunden Zeitungsredaktionen, Verlagswesen und Druckindustrie

Arbeitskampf vor dem SZ-Hochhaus

Pressemitteilung vom 05.04.2024
Streik_SZ-Hochhaus

Süddeutsche Zeitung streikt gemeinsam

Vor dem Hochhaus der Süddeutschen Zeitung in München leuchten gelbe Westen. Knapp 100 Kolleginnen und Kollegen sind am Freitag, den 05.04.2024 dem Solidaritätsstreikaufruf von ver.di gefolgt, der am Tag zuvor in Redaktion und dem Verlag die Runde machte.

Bei bestem Frühlingswetter haben sich etwa 60 Mitarbeitende versammelt, die heute vor Ort gearbeitet hätten, weitere 40 streikten aus dem Homeoffice. „Die Arbeitgeber sind nicht bereit, die weiterhin enormen Preissteigerungen für euch Kolleginnen und Kollegen im Verlag auszugleichen“, heißt es in dem Aufruf von ver.di. Die Arbeitgeber hatten für die Verlagsangestellten eine Inflationsausgleichsprämie angeboten – für die Gewerkschaft deutlich zu wenig. Das werfe „dunkle Schatten“ auf die Tarifrunde der Zeitungsredaktionen, die im Mai ansteht, heißt es im Streikaufruf weiter: „Jetzt ist Solidarität gefragt!“ Für die Zeitungsverlage in Bayern fordert ver.di eine Lohn- und Gehaltserhöhung von 10,5 Prozent, mindestens 325 Euro für zwölf Monate und mindestens 150 Euro für Auszubildende.

Nachdem die Friedenspflicht für die Druckereiangestellten Ende März ausgelaufen war, kam es nun auch dort zum Warnstreik. Seit sechs Uhr morgens befanden sich das Druckzentrum des Süddeutschen Verlags im 24-stündigen Warnstreik, für die Forderung nach 12 % mehr Lohn.

Dass Arbeitskampf nicht nur die unmittelbar Betroffenen angeht, ist der Gewerkschaft besonders wichtig. Viele Volos, Praktis sowie Redakteurinnen und Redakteure sind dem Aufruf zum Solidaritätsstreik gefolgt, der zusammen mit dem Warnstreikaufruf erging. Einer der Volontäre ist Léonardo Kahn. „Wir Auszubildende wissen über die Verhältnisse Bescheid, indirekt betrifft es uns schließlich auch: Nach dem Volontariat werden kaum noch Leute in die Redaktion übernommen. Deswegen ist es für mich selbstverständlich, uns als Volos hier zu beteiligen.“ Die Arbeit der Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) ist für den 27-Jährigen essenziell: „Hätte die JAV uns nicht so frühzeitig informiert und uns unsere Rechte erklärt, hätte ich gar nicht gewusst, dass wir mitstreiken dürfen.“

Christina Merkle, die seit über 30 Jahren bei der Süddeutschen im Verlagsbereich tätig ist, findet es „ermutigend“, dass so viele gekommen sind: „Die Lebenshaltungskosten steigen immer weiter. Bei den Gehältern rührt sich gar nichts“, so die 58-Jährige. „Viele krebsen bei uns am Existenzminimum herum, vor allem die Alleinerziehenden. Gerade mit den Münchner Mieten ist das nicht mehr haltbar.“ Hier bei der Streikversammlung war die Solidarität „spürbar“.

Für Franz Kotteder, Redakteur des Ressorts München Region Bayern, ist das Angebot der Verleger für die Verlagsangestellten eine „Frechheit“. Der Journalist ist seit 1990 ver.di-Mitglied. „Eine Inflationsausgleichsprämie als Einmalzahlung, die nicht annähernd die 14 Prozent Inflation in den vergangenen zwei Jahren ausgleicht, ist indiskutabel. Wenn wir als Journalisten uns hier nicht solidarisch zeigen, brauchen wir zu den nächsten Tarifverhandlungen gar nicht mehr anzutreten.“

Özge Inan