Um die Behindertenhilfe mit ihren Problemen der Öffentlichkeit näher zu bringen, ruft ver.di die Beschäftigten zum 3. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung, zu einem Aktionstag auf. „Noch immer finden Menschen mit Behinderung in der Öffentlichkeit kaum Beachtung“, erklärt Robert Hinke, Leiter des Fachbereiches Gesundheit & Soziales bei ver.di Bayern: „Auch die Beschäftigten bleiben im Schatten. Dabei arbeiten bundesweit schätzungsweise rund 500.000 Beschäftigte in diesem Bereich. Sie unterstützen tagtäglich Menschen mit körperlichen, geistigen, seelischen oder psychischen Behinderungen.“ Unter dem Motto „Wir machen Inklusion“ setzen sich an vielen Orten die Beschäftigten in der bayerischen Behindertenhilfe, darunter Heilerziehungspfleger*innen, Sozialarbeiter*innen, Fachkräfte für Arbeits- und Berufsförderung und weitere Berufsgruppen, für ihre Forderungen nach Guter Arbeit ein.
Das gesellschaftliche Ziel der Teilhabe und Gleichstellung soll in Deutschland mit dem Bundesteilhabegesetz verwirklicht werden. Der Gesetzgeber hat jedoch festgelegt, dass die Umsetzung kostenneutral erfolgen soll. „Steigende Anforderungen an die Beschäftigten bei gleichem oder sogar weniger Personal, das kann nicht funktionieren“, betont Hinke. „Gute Leistungen für Menschen mit Unterstützungsbedarf kann es nur bei guten Arbeitsbedingungen geben.“
Dass sich die Arbeitsbedingungen in der Behindertenhilfe dringend verbessern müssen, verdeutlichen auch alarmierende Ergebnisse einer aktuellen Studie der TU Darmstadt. 80 Prozent fühlen sich bei der Arbeit gehetzt oder stehen unter Zeitdruck. Nur ein Fünftel der Befragten bewertet die Personalausstattung als angemessen. Personalmangel und Stress führen zu einer hohen Belastung für die Beschäftigten unter der die Versorgungsqualität leidet. Nur 21% der Beschäftigten haben genug Zeit, um auf Bedarfe und Anforderungen von Klient*innen eingehen zu können. 77% der Befragten halten ihr Einkommen für nicht angemessen. 48% der Beschäftigten denken darüber nach, ihren Job aufzugeben. Genauere Ergebnisse der von ver.di unterstützen Untersuchung der TU Darmstadt werden am 3. Dezember vorgestellt.
„Die Ergebnisse auf den Punkt gebracht: Die Arbeitsbedingungen sind unbefriedigend bis bedenklich. Unter den bestehenden Bedingungen bleiben die hehren Ziele der Teilhabe und Gleichstellung auch in Bayern gefährdet“, unterstreicht Lorenz Ganterer, Fachreferent für die Behindertenhilfe in ver.di Bayern. Corona habe die Situation in der Behindertenhilfe noch verschärft.
Der ver.di-Aktionstag findet am 3. Dezember 2021 statt, dem Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung. Mit ihm weisen die Vereinten Nationen auf die Ziele uneingeschränkter Teilhabe und Gleichstellung hin. Es handelt sich pandemiebedingt überwiegend um kurze symbolische Aktionen. Einzelne Aktionen wurden auch angesichts der örtlichen Corona-Lage letzte Woche abgesagt. Überwiegend werden Statements mit einer fotowirksamen Aktion verbunden. Genaueres kann über die aufgeführten Kontaktpersonen erfahren werden.